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Sechs Jahre Völkermord in Darfur (26.2.)

Gräueltaten auf 8.500 Seiten dokumentiert - Doch Europa handelt nicht!

Bozen, Göttingen, 25. Februar 2009

Flüchtlinge aus Darfur. Flüchtlinge aus Darfur.

Zum sechsten Jahrestag des Beginns des Völkermords in Darfur hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) am Mittwoch während einer Menschenrechtsaktion 804 Darfur-Reporte von Menschenrechts- und Hilfsorganisationen sowie den Vereinten Nationen in Berlin präsentiert. In den Berichten werden auf 8.500 Seiten Gräueltaten dokumentiert, die seit Februar 2003 im Westen des Sudan begangen wurden. Die Reporte stapelten sich unbeachtet auf den Nachttischen eines vor dem Brandenburger Tor aufgebauten Doppelbettes, in dem Doppelgänger der Bundeskanzlerin Angela Merkel und des französischen Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy lagen. "400.000 Tote in Darfur wünschen angenehme Träume", hieß es auf einem von Sudanesen ausgerollten Transparent.

"Es fehlt in Europa nicht am Wissen um den Völkermord in Darfur, sondern am politischen Willen, ihn wirksam einzudämmen", erklärte der GfbV- Sudanexperte Ulrich Delius. "Zwar hat der EU-Außenministerrat 29 Darfur- Erklärungen seit Februar 2003 verabschiedet, doch der versprochene Schutz der Zivilbevölkerung vor neuen Übergriffen ist ein leeres Versprechen geblieben." Die EU gebärde sich als zahnloser Tiger gegenüber dem Sudan und nutze zudem weder ihren Einfluss auf die arabische Welt noch auf Nachbarländer wie den Tschad, um den Genozid zu stoppen. Tatenlos schaue Europa zu, wie unzureichend ausgerüstete Friedenstruppen der Vereinten Nationen und der Afrikanischen Union seit anderthalb Jahren dabei versagten, die Zivilbevölkerung wirksam zu schützen.

"Seit 14 Monaten bitten die Blauhelmsoldaten um Hubschrauber, doch Europa unternimmt nichts", klagt Delius an. "Wenn die EU schon keine eigenen Helikopter zur Verfügung stellen kann, so muss sie sich zumindest bei Drittländern dafür einsetzen dies zu tun, wenn der Friedenstruppen- Einsatz nicht nur als Feigenblatt dienen soll." Die Lage in Darfur ist katastrophal. Mehr als 300.000 Menschen sind seit Januar 2008 vertrieben worden. 2,7 Millionen Menschen sind im Westen des Sudan auf der Flucht, Hunderttausende können nicht von Helfern versorgt werden. Auch in den Flüchtlingslagern gibt es für sie keinen wirksamen Schutz. In den letzten sechs Wochen sind die militärischen Auseinandersetzungen weiter eskaliert.

Für einen dauerhaften Frieden im Südsudan muss die EU ebenfalls deutlich mehr tun. "Wenn das im Januar 2005 unterzeichnete Friedensabkommen für den Südsudan scheitert, rückt ein Frieden für Darfur in unerreichbare Ferne", erklärte Delius. "In den letzten Wochen hat die Gefahr eines neuen Krieges im Südsudan stetig zugenommen. Dringend muss die EU daher darauf drängen, dass das Friedensabkommen zwischen Süd- und Nordsudan endlich umgesetzt wird."