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Mali

Islamisten wollen Hilfswerken Zugang zu Konfliktgebiet gewähren: "Lage in Nord-Mali ist für humanitäre Helfer viel zu gefährlich" - Gesellschaft für bedrohte Völker warnt vor neuen Entführungen von Europäern

Bozen, Göttingen, 7. November 2012

Die wachsende Militarisierung der Sahara bedroht die Tuareg im Niger. Foto: flickr_4Cheungs. Die wachsende Militarisierung der Sahara bedroht die Tuareg im Niger. Foto: flickr_4Cheungs.

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) warnt vor Entführungen von humanitären Helfern aus Europa im Norden Malis. "Wenn Hilfsorganisationen das Angebot der radikal-islamischen Ansar-Dine-Bewegung aufgreifen und Mitarbeiter nach Nord-Mali entsenden, ist deren Sicherheit nicht zu gewährleisten", sagte der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius am Mittwoch in Göttingen. "Die Lage in Nord-Mali ist für humanitäre Helfer viel zu gefährlich. Es drohen Entführungen durch andere radikal-islamische Bewegungen, die gezielt versuchen, Europäer als Geiseln zu nehmen, um die Europäische Union zu erpressen." Mit ihren Entführungen wollen sie nach GfbV-Angaben nicht nur Lösegeld zur Finanzierung ihres Terrors erpressen, sondern Europa auch dazu zwingen, von der geplanten Militärintervention in Nord-Mali abzusehen. "Wir raten daher dringend von jedem Aufenthalt von Europäern in der Konfliktregion ab", erklärte Delius.

Ansar Dine hatte sich Medienberichten zufolge am Dienstagabend gegenüber Vermittlern in Burkina Faso bereit erklärt, humanitäre Helfer aus dem Ausland in den von ihr kontrollierten Gebieten in Nord-Mali arbeiten zu lassen. Die Regierung Burkina Fasos bemüht sich seit Wochen um einen Dialog mit den islamistischen Bewegungen, um eine internationale Militärintervention zu vermeiden. Vor allem wollen die Vermittler erreichen, die von dem Tuareg Ag Ghali geleitete Bewegung Ansar Dine aus der Umklammerung durch die Terrorgruppen "El Kaida im Maghreb (AQMI)" und "Bewegung für die Einheit des Jihad in Westafrika (MUJAO)" zu lösen. Zwar distanzierte sich Ansar Dine bei den gestrigen Verhandlungen von "Terrorismus" und "Extremismus", war aber nicht bereit, seine Kooperation mit AQMI und MUJAO aufzugeben.

Wie gefährlich die Lage für ausländische Helfer ist, zeigen jüngste Entführungen im Nachbarland Niger. Dort waren am 4. November 2012 fünf Helfer aus Nigeria freigelassen worden, die am 14. Oktober 2012 von MUJAO irrtümlicherweise entführt worden waren. Die Bewegung hatte eigentlich nach europäischen Geiseln gesucht, berichteten Zeugen. Ein sechster Mitarbeiter einer Hilfsorganisation aus dem Tschad kam bei der Entführung zu Tode. "MUJAO ist extrem gefährlich", sagte Delius. Sie hat bereits mehrere Geiseln getötet, zuletzt am 3. September 2012 den algerischen Vizekonsul Tahar Touati. Auch hält sich die Gruppe nicht an Absprachen mit Ansar Dine und tauscht ihre Geiseln zuweilen auch mit AQMI aus.