Bozen, Göttingen, 9. September 2005
Das Online-Unternehmen Yahoo hat durch seine
Unterstützung bei der Strafverfolgung eines Regimekritikers
in China international anerkannte Menschenrechtsstandards
verletzt. Diesen schweren Vorwurf hat die Gesellschaft für
bedrohte Völker (GfbV) am Freitag erhoben. Yahoo habe die im
August 2003 von den Vereinten Nationen verabschiedeten
Internationalen Unternehmensgrundsätze (Global Compact)
ignoriert, die transnationalen Firmen ausdrücklich vorgeben,
Staaten bei Menschenrechtsverletzungen nicht zu
unterstützen. "Yahoo's Schützenhilfe für Chinas
Repressionsapparat ist ein schwerer Rückschlag für die
Bemühungen um verantwortliches Handeln transnationaler
Konzerne", sagte der GfbV-Asienreferent Ulrich Delius. Yahoo wird
vorgeworfen, mit Informationen die Verhaftung des
regimekritischen Journalisten Shi Tao ermöglicht zu haben.
Er wurde daraufhin im April 2005 zu zehn Jahren Haft
verurteilt.
"Der Online-Konzern verrät seine eigene
Unternehmensphilosophie und verletzt sein öffentlich zur
Schau gestelltes Engagement zur Förderung der Demokratie und
des freien Informationsflusses", kritisierte Delius. "Es ist
alles andere als überzeugend, wenn Yahoo sein Verhalten
damit rechtfertigt, man sei aufgrund der chinesischen Gesetze und
Gebräuche zur Herausgabe der Daten verpflichtet gewesen.
Denn wer sich auf Gebräuche bezieht, öffnet Missbrauch
Tür und Tor." Es sei ethisch äußerst
fragwürdig, wenn Yahoo sich bei seiner Arbeit in China zum
Respekt von Bräuchen und Gesetzen verpflichtet fühlt,
die grundlegende Menschenrechte offensichtlich missachten. Dem
Unternehmen könne nicht entgangen sein, dass Chinas
Machtelite das Internet als Staatsfeind Nummer 1 ansehe und kaum
eine Regierung repressiver bei der Verweigerung der
Internetfreiheit sei. Bereits im Frühjahr 2005 hatte die
GfbV ihre Mitglieder zu Protesten gegen die fragwürdige
Zusammenarbeit Yahoos mit den chinesischen Behörden bei der
Zensur von Informationen über "Falun Gong", "Taiwan",
"Tibet" und "Xinjiang" aufgerufen. Das Unternehmen hat sich bis
heute zu den Vorwürfen nicht geäußert.