Bozen, Göttingen, 13. Februar 2007
Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat der
Europäischen Union (EU) am Dienstag vorgeworfen, mit
Hilflosigkeit auf den anhaltenden Völkermord im Westen des
Sudan zu reagieren. "Die ständigen
Betroffenheits-Erklärungen Europas werden im Sudan schon
lange nicht mehr ernst genommen", sagte der GfbV-Afrikareferent
Ulrich Delius. "Denn die sudanesische Führung weiß nur
zu genau, dass diesen leeren Worten keine Taten folgen werden."
In einer Erklärung hatte der EU- Außenministerrat bei
seinem Treffen in Brüssel am 12./13. Februar erneut seine
Betroffenheit über die Gewalt in Darfur geäußert.
Von der Weltöffentlichkeit weitgehend unbeachtet hatten
Janjaweed-Reitermilizen unterstützt von der sudanesischen
Armee vor vier Jahren, im Februar 2003, mit Angriffen auf
Dörfer der schwarzafrikanischen Zivilbevölkerung im
Westen des Sudan begonnen.
Während Europa versuche, seine Untätigkeit zu
verschleiern, würden in Darfur jede Woche mehr Menschen
entwurzelt und immer weniger Not leidende Menschen könnten
mit Hilfsgütern versorgt werden, kritisierte Delius. "Die EU
muss endlich gezielte Sanktionen gegen die Verantwortlichen des
Völkermords verhängen." Seit drei Jahren seien sowohl
Reiserestriktionen als auch das Einfrieren von Bankkonten von
Angehörigen der sudanesischen Staatsführung im
Gespräch. Von der UN seien bislang jedoch nur begrenzte
Sanktionen gegen vier Personen, unter ihnen zwei
Rebellenführer, beschlossen worden. Um dem Katz- und
Maus-Spiel der sudanesischen Staatsführung mit der
internationalen Staatengemeinschaft endlich ein Ende zu setzen,
müsse international jetzt ein Zeichen gesetzt werden,
erklärte Delius. Denn es sei unerträglich, dass die
sudanesische Staatsführung während vier Jahren
ungestraft systematisch humanitäres Völkerrecht und
grundlegende internationale Menschenrechtskonventionen
verletze.
Auch der Vorschlag des britischen Premierministers Tony Blair,
eine Flugverbotszone über Darfur einzurichten, müsse
von der EU vorangetrieben werden. Jede Woche bombardiere die
sudanesische Luftwaffe Dörfer in Darfur und verbreite so
Angst und Schrecken unter der Zivilbevölkerung. Die
Afrikanische Union habe diese Luftangriffe als Verletzungen des
Waffenstillstands bereits verurteilt. Der Weltsicherheitsrat habe
sich grundsätzlich für die Einrichtung einer
Flugverbotszone ausgesprochen. Nun müsse die Umsetzung
dieses Beschlusses endlich vorangetrieben werden, um den Schutz
der Zivilbevölkerung zu verbessern.