Bozen, Göttingen, 7. Oktober 2005
Europas Kosmetikhersteller müssen alles daran setzen, den
Handel mit Körperteilen Hingerichteter aus China zu
unterbinden. Diese Forderung hat die Gesellschaft für
bedrohte Völker anlässlich des Internationalen Tages
gegen die Todesstrafe (10.Oktober) erhoben. Nachdem chinesische
Zulieferer beschuldigt wurden, Körperteile von
Hingerichteten zu exportieren, müsse Europas Kosmetikbranche
nun handeln und von ihren chinesischen Lieferanten die Garantie
verlangen, keine Körperteile von zum Tode Verurteilten zu
verwenden, sagte der GfbV-Asienreferent Ulrich Delius am Freitag
in Göttingen. In den vergangenen Tagen hatte die angesehene
britische Tageszeitung "Guardian" einer chinesischen
Kosmetikfirma aus der im Norden des Landes gelegenen Provinz
Heilongjiang vorgeworfen, die europäische Kosmetikproduktion
mit Hautpartikeln Hingerichteter zu beliefern.
Bei den Hautstücken handelt es sich einem Bericht des
"Guardian" vom 13. September 2005 zufolge um Collagen, einer der
wichtigsten Eiweißstoffe im Körper des Menschen. Die
Einfuhr von Collagen spiele sich in einer Grauzone ab, da die
Europäische Union noch keine Verordnungen zum Import dieser
Stoffe erlassen habe. Es gebe jedoch angesichts des Booms in der
Schönheitschirurgie und -industrie eine große
Nachfrage nach dem Eiweißstoff.
Menschenrechtler werfen den chinesischen Behörden seit
Jahren vor, systematisch Handel mit Organen Hingerichteter zu
betreiben. Mit Fotos und Filmmaterial dokumentierten
Menschenrechtsorganisationen, wie zum Tode Verurteilte
unmittelbar nach ihrer Erschießung in Krankenhäuser
transportiert wurden, in denen ihre Leber, Niere oder ihr Herz
transplantiert wurde. Für die chinesischen Behörden sei
es ein lukrativer Handel, da viele kranke Japaner,
Thailänder und Philippiner zur Transplantation nach China
reisten, berichteten aus China geflohene Ärzte. Während
der Handel mit Organen Hingerichteter aus China vom Deutschen
Bundestag bereits verurteilt wurde, sei der Export von
Hautpartikeln ein neues Phänomen, auf das weder die
Behörden, noch die europäische Industrie angemessen
reagiert hätten, kritisierte Delius.
Obwohl China immer wieder behauptet, in Zukunft weniger Menschen
zum Tode zu verurteilen, werden in keinem Land der Welt so viele
Menschen hingerichtet wie in der Volksrepublik. Unter den
politischen Gefangenen sind nach Recherchen der GfbV besonders
muslimische Uiguren von den Hinrichtungen betroffen. Mehr als 700
Uiguren wurden seit 1997 hingerichtet, weil sie Kritik an der
chinesischen Herrschaft über ihre Provinz Ostturkistan
(chinesisch: Xinjiang) im Nordwesten der Volksrepublik geübt
hatten. Von der Steuerflucht bis zum Mord werden 68 Verbrechen in
China mit der Todesstrafe geahndet. Chinesische Menschenrechtler
gehen davon aus, dass jedes Jahr in China bis zu 15.000 Menschen
hingerichtet werden. Die Dunkelziffer ist sehr hoch, da in den
Provinzen auch oft für geringfügigere Delikte die
Todesstrafe verhängt werde.
Der 10. Oktober wurde von der "World Coalition against Death
Penalty" 2002 zum Internationalen Tag gegen die Todesstrafe
erklärt.