Bozen, Göttingen, 14. Oktober 2005
Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat am
Freitag dringend eine Verstärkung des Mandats der
Friedenstruppen der Afrikanischen Union in Darfur (AMIS)
gefordert, um einen wirksamen Schutz der Zivilbevölkerung zu
garantieren. "Wenn die internationale Staatengemeinschaft
ernsthaft an einem Stopp des Völkermordes interessiert ist,
dann muss sie der AU-Truppe auch die nötige logistische und
finanzielle Unterstützung geben", sagte der GfbV-
Sudanexperte Ulrich Delius, "sollte sie dazu nicht bereit sein,
muss der Weltsicherheitsrat gemäß Kapitel VII der
UN-Charta eine UN- Friedenstruppe nach Darfur entsenden, um den
Schutz der Zivilbevölkerung sicherzustellen." Dort
heißt es in Artikel 42: Der Weltsicherheitsrat kann mit
Luft- und Landstreitkräften die zur Wiederherstellung der
internationalen Sicherheit erforderlichen Maßnahmen
durchführen.
Angesichts des mangelnden Willens der sudanesischen Regierung,
die Zivilbevölkerung vor Übergriffen zu schützen
und die mit ihr verbündeten mordenden und vergewaltigenden
Janjaweed-Milizen zu entwaffnen, braucht die AU-Truppe nach
Auffassung der GfbV dringend ein robusteres Mandat. Bisher soll
sie nur den Waffenstillstand überwachen, hat jedoch weder
den Auftrag, Zivilisten aktiv zu schützen, noch das Recht,
Angreifer zu verfolgen. Dringend müsse auch die Zahl der
AU-Beobachter erhöht und ihre Ausstattung verbessert werden,
fordert die GfbV. Bislang seien nur 6.000 afrikanische Soldaten
in Darfur stationiert, obwohl geplant gewesen sei, 7.700 AU-
Beobachter bis Ende September 2005 in den Westen des Sudan zu
entsenden. "Und wie sollen 760 schlecht ausgerüstete
nigerianische Soldaten in der Umgebung der Provinzhauptstadt
Geneina (West-Darfur) die Einhaltung des Waffenstillstandes in
einem 12.000 Quadratkilometer großen Gebiet
überprüfen, wenn ihre Hubschrauber wegen Kerosinmangels
am Boden bleiben müssen", kritisierte Delius. Die 18
Hubschrauber der AMIS könnten nur selten starten, weil die
sudanesischen Behörden ihre Versorgung mit Flugbenzin
verhinderten.
Angesichts des Scheiterns der AU werde der Ruf nach Entsendung
einer UN-Friedenstruppe lauter. Unterstützt werde diese
Forderung von Friedensnobelpreisträger Elie Wiesel, dem
ehemaligen Oberkommandierenden der NATO Wesley Clark, dem wegen
seines Engagements gegen den Genozid in Ruanda bekannt gewordenen
früheren kanadischen General Romeo Dallaire und von der
Internationalen Vereinigung der Genozid-Forscher sowie
zahlreichen Menschenrechtsorganisationen.