Bozen, Göttingen, 2. September 2008
Dolkun Isa. Foto: www.uygur.org.
Als "skandalös und beschämend" bezeichnete die
Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) am Dienstag die
Verweigerung der Einreise in die Türkei für einen
führenden uigurischen Menschenrechtler aus China.
Türkische Behörden hatten den Generalsekretär des
in München ansässigen Weltkongresses der Uiguren, Herrn
Dolkun Isa, am 22. August 2008 am Flughafen Antalya an der
Einreise gehindert, wie jetzt bekannt wurde. In einem Schreiben
an den türkischen Botschafter in Deutschland, Herrn Ahmet
Acet, protestierte die GfbV am Dienstag gegen diesen
offensichtlichen "Kotau vor Chinas Führung", die weltweit
versuche, uigurische Menschenrechtler zu isolieren und zu
kriminalisieren. "Angesichts der katastrophalen
Menschenrechtslage der Uiguren in China ist das Verhalten der
türkischen Behörden unverständlich und
befremdend", erklärte der GfbV-Asienreferent Ulrich Delius
in dem Protestschreiben an den Botschafter.
Herr Dolkun Isa wurde 25 Stunden lang am Flughafen Antalya
festgehalten, bevor er mit einem Flugzeug nach Deutschland
zurückgeschickt wurde. Als Generalsekretär des
Weltkongresses der Uiguren, eines Dachverbandes der uigurischen
Verbände in der Welt, gilt Herr Isa als einer der
wichtigsten Vertreter der im Exil lebenden Uiguren.
Die Entscheidung der türkischen Behörden schade dem
Ansehen der Türkei nicht nur in Europa, sondern auch in der
muslimischen Welt, erklärte Delius. Seit Jahren beobachte
die GfbV die Verfolgung der Uiguren in der Volksrepublik China
mit großer Sorge. Keine andere ethnische Gruppe werde in
China so massiv verfolgt und leide so sehr unter
willkürlichen Verhaftungen und Todesurteilen wie die rund
neun Millionen im Nordwesten des Landes lebenden Uiguren. Auch
die Ausübung der muslimischen Religion werde spürbar
eingeschränkt, Koran-Schulen geschlossen und jungen Leuten
sowie Parteimitarbeitern der Besuch der Moscheen untersagt. Erst
vor wenigen Tagen hatte die GfbV öffentlich gemacht, dass
150 uigurische Kinder im Gefängnis in Urumtschi festgehalten
werden, weil ihre Eltern sie in andere Provinzen zur
religiösen Ausbildung gesandt hatten. In Xinjiang
dürfen die Kinder keine Religions-Schule besuchen.