Bozen, Göttingen, 24. Juli 2006
Noch mehr Schikanen drohen jetzt allen Mitarbeitern von
humanitären und Menschenrechtsorganisationen in
Tschetschenien, kritisierte die Gesellschaft für bedrohte
Völker (GfbV) am Montag. "Obwohl die Zivilbevölkerung
nach wie vor dringend auf Hilfe von außen angewiesen ist,
erschwert die russische Regierung mit einer neuen Regelung sogar
die Arbeit von Hilfsorganisationen", sagte die GfbV-Expertin
für die GUS- Länder, Sarah Reinke. Alle Mitarbeiter von
Hilfswerken oder Menschenrechtsorganisationen müssten sich
jede Bewegung innerhalb Tschetscheniens vom russischen
Sicherheitsdienst genehmigen lassen, berichtet die
Nachrichtenagentur Reuters am heutigen Montag. Reiseanträge
müssten Wochen im Voraus gestellt werden. Darüber
hinaus müsse jeder Mitarbeiter, aber auch jeder Besucher von
außerhalb beim russischen Geheimdienst FSB registriert
werden. Alle Organisationen seien schon Anfang Juni aufgefordert
worden, sich an diese neue Vorschrift zu halten.
"Menschenrechtler werden in Tschetschenien nach wie vor
systematisch verfolgt", sagte Reinke. Mindestens 13 von ihnen
wurden seit 1994 ermordet, viele haben das Land verlassen, um ihr
Leben zu retten. "Es ist wenig glaubwürdig, wenn der
russische Präsident Wladimir Putin immer wieder behauptet,
es gäbe keinen Krieg mehr in Tschetschenien und gleichzeitig
seine Informationsblockade um die kleine Republik im Nordkaukasus
zementiert. Bereits am 18. April 2006 ist in Russland ein
umstrittenes Gesetz in Kraft getreten, das eine schärfere
Kontrolle gemeinnütziger Organisationen durch die
staatlichen Regierungsbehörden vorsieht. Bis Mitte Oktober
müssen sich in Russland tätige
Nichtregierungsorganisationen nach dem neuen NGO-Gesetz neu
registrieren lassen.