Bozen, Göttingen, 25. Januar 2006
Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat dem
Internet- Suchdienst Google am Mittwoch vorgeworfen, das
totalitäre Regime in China durch "opportunistische
Selbstzensur" zu fördern. "Wenn sich Google jetzt an der
Errichtung einer digitalen chinesischen Mauer beteiligt, dann
wird der Suchdienst zum Gehilfen eines Unrechtregimes, das das
Internet systematisch zur Sicherung der eigenen
Schreckensherrschaft missbraucht", kritisierte der GfbV-
Asienreferent Ulrich Delius den "Schmusekurs" von Google mit
Peking. Mit seinem umstrittenen China-Engagement missachte der
Suchdienst seine eigene Unternehmensphilosophie, da es nicht zur
freien Verbreitung von Nachrichten, sondern zu ihrer
Unterdrückung beitrage.
Google hatte sich gestern verpflichtet, sich den strengen
chinesischen Zensurbestimmungen zu unterwerfen, um in der
Volksrepublik einen Internet-Suchdienst anbieten zu können.
So würden 110 Millionen Internetnutzer für
unmündig erklärt, sagte Delius. "Vergeblich werden sie
über die neue chinesische Suchmaschine von Google
Informationen über die Verfolgung der Meditationsgruppe
Falun Gong, die Unterdrückung in Tibet und Xinjiang
(Ostturkestan) und über die Repression gegen Christen
suchen."
Mit immer neuen Gesetzen und Verordnungen schränken die
chinesischen Behörden die freie Nutzung des Internets ein.
Am 25. September 2005 wurde eine neue Verordnung
veröffentlicht, der zufolge nur noch "gesunde und
zivilisierte Nachrichten verbreitet werden dürfen, die der
Verbesserung der Qualität der Nation dienen".
Ausdrücklich verboten ist die Verbreitung von
"Gerüchten" sowie von "Informationen, die der
Staatssicherheit und dem öffentlichen Interesse
zuwiderlaufen oder die ethnische Gewalt schüren".
Seit dem Jahr 2003 haben die chinesischen Behörden eine
Internet- Polizei aufgebaut, der schätzungsweise 30.000
Beamte angehören. Sie kontrollieren nicht nur
Internet-Cafés, sondern sollen auch die
Regierungspropaganda weiterverbreiten. Mehrere tausend Beamte
wurden beauftragt, sich regelmäßig in Chat-Räumen
einzuschalten und ohne Preisgabe ihrer Identität bei
Regierungskritik das Verhalten der Behörden zu
rechtfertigen.